Dank für die Ernte
Die Ursprünge des Erntedankfestes reichen weit in die Vergangenheit zurück. Von den Kelten sind Korn- und Weinfeste überliefert und die Griechen feierten ein Fest für Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit. Auch die alten Römer hatten zur Erntezeit ihre Bräuche und Rituale und ehrten Ceres, die Göttin des Getreides. Die Germanen feierten sogar drei Tage lang im Herbst das Ende der anstrengenden körperlichen Arbeit auf dem Feld. Diese vorchristlichen Rituale wurden zum Teil von der römisch-katholischen Kirche aufgenommen und so entstand das heutige Erntedankfest. Erstmalig belegt wurde es im 3. Jahrhundert.
Von Erntekrone bis Almabtrieb
Bis ins 20. Jahrhundert hinein stellten die Bauern den größten Anteil der Bevölkerung dar. Und ob es genug zu essen für jeden gab, hing vor allem von einer guten Ernte ab.
Heute gibt es vor allem im ländlichen Raum noch immer viele schöne Bräuche zum Erntedank im Herbst.
Zwar hat die Bischofskonferenz im Jahr 1972 den ersten Sonntag im Oktober für das Erntedankfest beschlossen, jedoch können die Gemeinden selbst entscheiden, wann sie feiern. In evangelischen Gemeinden ist es beispielsweise oft der Michaelstag oder der darauffolgende Sonntag. Die Bräuche unterscheiden sich von Region zu Region. Wir stellen euch die bekanntesten vor:
Vielerorts ziehen Kindergartenkinder mit einem Bollerwagen von Haus zu Haus und bitten um eine Spende in Form von Obst, Gemüse, Brot oder anderem Gebäck. Diese Gaben werden dann in der Kirche vor dem Altar dekoriert und zum Erntedank-Gottesdienst gesegnet.
Der Erntekranz und die Erntekrone sind typische Symbole für das Erntedankfest. Früher wurde nach Beendigung des Kornschnittes ein Kranz oder eine Krone aus Getreide von den Feldarbeitern mit der letzten Erntefuhre an den Gutsherrn überbracht. Und auch heute werden Kränze und Kronen aus getrocknetem Getreide gebunden, mit Bändern, Trockenblumen oder Feldfrüchten geschmückt und zur Prozession in die Kirche getragen.
Eine ähnliche Bedeutung hat eine gebundene Strohpuppe, die als Opfergabe auf dem Feld zurückgelassen wird oder Besuchern am Ortseingang fröhlich zuwinkt. Viele Erntedankfeste sind gleichzeitig auch mit Volksfesten oder Jahrmärkten verbunden. Außerdem wird diese Zeit auch traditionell mit Tänzen und Festessen gefeiert.
In den Bergregionen gibt es mit dem Almabtrieb einen besonderen Brauch: Die Kühe, die den Sommer weit oben auf den Almweiden verbracht haben, werden prächtig mit bunten Bändern und Blumen geschmückt ins Tal geführt. Die großen Kuhglocken sollen dabei mit ihrem Lärm böse Geister vertreiben.
Erntedank auf der ganzen Welt
Nicht nur bei den Christen wird Erntedank gefeiert, auch andere Glaubensrichtungen und Nationen haben besondere Feste dafür.
Im Judentum feiert man im Herbst „Sukkot“, das „Laubhüttenfest“. Eine Woche lang bedankt man sich für die Obsternte und Weinlese, isst und tanzt gemeinsam. Im Islam ist der Ramadan in der Grundidee mit dem Erntedankfest vergleichbar und die Menschen im Hinduismus lassen mit „Makar Sankranti“ zur Sonnwende und zum Erntedank Drachen steigen.
In Schottland serviert man „Hotchpotch“ – eine Suppe aus Karotten, Blumenkohl, Wirsing und Bohnen sowie Lammfleisch, der eine heilende Wirkung nachgesagt wird. In den Vereinigten Staaten ist Thanksgiving ein staatlicher Feiertag und das wichtigste Familienfest des Jahres. Da kommen gefüllter Truthahn, Süßkartoffeln und Kürbiskuchen auf den Tisch.
Auch in Asien wird gefeiert: In China und Taiwan beispielsweise zelebriert man Erntedank zusammen mit dem Mondfest und in Japan hat sich aus einem alten kaiserlichen Erntedankfest der gesetzliche Feiertag „Tag des Dankes für die Arbeit“ entwickelt.
Das „Yams-Fest“ wird in Teilen Afrikas nach der Regenzeit gefeiert, während die Mexikaner mit „Guelaguetza“ ein richtiges Erntedank-Festival haben und damit die Maisgöttin Centeotl ehren.
Ihr seht – ein Fest und viele unterschiedliche Arten, es zu feiern. Schlussendlich aber ist der Anlass immer derselbe: Sich für die Ernte zu bedanken und über die Abhängigkeit des Menschen von der Natur nachzudenken. Deshalb gilt es, diese zu schützen und achtsam und nachhaltig mit ihr umzugehen. Es soll damit jedem Menschen bewusst werden, dass die Ernte keine Selbstverständlichkeit ist.
Auch wir von Kapuziner Weißbier sind jedes Jahr aufs Neue dankbar für eine gute Getreide- und Hopfenernte!
Zum Wohl!