Wir haben uns schon darauf gefreut: Die Zeit der Kirchweihen bei uns in Franken hat begonnen und die Vorbereitungen bei den Kerwabum und -madla sind in vollem Gange. Eine mittlerweile sehr seltene Tradition ist der Kerwatanz auf der sogenannten Tanzlinde. In diesem Artikel stellen wir euch die Besonderheit dieser Tanzlinde und drei Kerwas vor, die wir von Kapuziner Weißbier – auch mit ein bisschen Stolz – begleiten dürfen.
Der Begriff Tanzlinde geht laut dem Deutschen Tanzlindenmuseum in Limmersdorf auf meist mehrere hundert Jahre alte Linden zurück, die der Mittelpunkt dörflicher Tanzfeste und Bräuche waren und zum Teil heute noch sind. Man darf sich eine solche Tanzlinde jedoch nicht wie einen normalen Baum vorstellen. Denn in die Baumkrone der Linde wurde ein Podest gebaut, nachdem sie großgewachsen war und auf dem wird bis heute bei einer Lindenkirchweih getanzt.
Sechs solcher Tanzlinden im engeren Sinne sind in ganz Deutschland zu finden, vornehmlich in unserer Region. Und drei davon stehen in Oberfranken, genauer in Peesten, Limmersdorf und Langenstadt.
Lindenkirchweih Peesten vom 8. bis 9. Juni 2024
In einer Gemeinderechnung von 1657 wurde die Linde in Peesten erstmals erwähnt. Dieser Notiz ist zu entnehmen, dass der Baum zwischen 1550 und 1600 gepflanzt wurde. Unter der ständigen Obhut der Gemeinde Peesten entwickelte er sich zu einem sehenswerten Gebilde, das die ältere Generation noch als Tanzlinde kennt. Im 90 Quadratmeter großen "Baumhaus" wird bei der Lindenkirchweih ein Gottesdienst gefeiert, musiziert und getanzt.
Die Lindenkirchweih in Peesten beginnt traditionell am Samstag mit der Schlüsselübergabe an die Kerwabum und -madla, die die Kerwa organisieren. Der Abend wird beschlossen mit dem Tanz auf der Linde.
Der Sonntag bietet ein – für unsere Kerwas – klassisches jedoch nicht altbackenes Programm. Nach dem traditionellen Gottesdienst geht es über zum Weißwurst-Frühschoppen, wie es sich gehört natürlich mit einem Kapuziner Hefe Weißbier. Anschließend folgt der Kerwa-Umzug und bis in den Abend hinein gibt es Tanz und Musik.
Lindenkirchweih Limmersdorf vom 24. bis 27. August 2024
Limmersdorf kann wohl auf die längste Geschichte der Lindenkerwas zurückblicken. Seit mindestens 1729 gibt es dort nämlich das Fest, in dessen Mittelpunkt die Tanzlinde steht. Diese Lindenkirchweih ist sogar als Kulturgut im bayerischen und bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes eingetragen. Die Linde, um die sich zur Kerwa im sprichwörtlichen Sinne alles dreht, ist uralt und knorrig und lädt jedes Jahr aufs Neue zum Tanz in der Baumkrone ein. Sie misst ungefähr 16 Meter in der Höhe, der Stammumfang beträgt 5 Meter und die Tanzfläche befindet sich rund 4 Meter über dem Boden.
Gepflanzt wurde die Linde im 17. Jahrhundert. Die Überlieferung nennt zwei mögliche Ursprünge. Einmal wird das Jahr 1648 zum Ende des Dreißigjährigen Krieges genannt. Andererseits erinnern sich Menschen an die Jahre 1680 oder 1686, als ein junger Bauer erstmals “Platzbursch“ war. Dies zeigt, dass es die Kirchweih am „Lindenplatz“ schon vor der Tanzlinde gab.
Die Lindenkirchweih in Limmersdorf wird alljährlich an den Tagen um Bartholomä durchgeführt. Verantwortlich sind vier ortsansässige ledige Burschen, anders als in Peesten hier „Plootzborschen“ oder „Plootzbum” genannt, die sich jedes Jahr neu zusammenfinden, um die Kirchweih am “Plootz” – also an dem Platz, an dem die Kerwa stattfindet – zu organisieren. Dazu suchen sie sich vier ledige Mädchen aus dem Dorf, die „Plootzmadla“, die sie dabei unterstützen.
Traditionell dauert die Kerwa in Limmersdorf vier Tage. Diese vier Tage sind reichlich gefüllt. So gibt es neben dem traditionellen Tanz auf der Linde ein Kirchenkonzert und den Gottesdienst. Festumzüge und der Frühschoppen versprechen viel Musik, fränkische Kulinarik, Spiel und Spaß.
Lindenkirchweih Langenstadt vom 22. bis 26. August 2024
Langenstadt mit seiner wunderschönen und jüngsten Tanzlinde ist fünf Tage lang Treffpunkt von Kerwa-Fans. Die Linde in Langenstadt fiel im Jahr 1989 leider einem schweren Sturm zum Opfer. Die Langenstadter ließen sich davon jedoch nicht abhalten und pflanzten im darauffolgenden Jahr eine neue Linde. Im Jahr 2010 konnte der auflagernde Tanzboden in der Baumkrone pünktlich zur Kirchweih wieder eingeweiht werden.
Die Besucher der Langenstadter Kerwa, die von den Ortsburschen und -madla, vom Lindenverein und vom Dorfwirtshaus organisiert wird, erwartet ein traditionsreiches Programm mit vielen Schmankerln, Tänzen an der Linde und Musik.
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